Namensgeber Probst Ambrosius Mößmer
Am 25. Juli 2010 hat unsere Grundschule in einem feierlichen Festakt einen Namen bekommen, den Namen von Propst Ambrosius Mößmer.
Doch wer war Ambrosius Mößmer?
Mößmer wurde 1721 in Prachtsried, einem Weiler von Bernbeuren am Auerberg geboren und auf den Namen Joseph getauft. Er kam aber schon als kleiner Junge nach Wildsteig und ist bei Verwandten in Ried aufgewachsen, denn seine Eltern waren „reich an Kindern, aber arm an Vermögen“ wie es in einem Nachruf auf den Propst heißt.
Wildsteig gehörte bis 1803 zum Kloster Rottenbuch, so dass er dort mit den anderen Kindern aus Wildsteig die Schule besuchen konnte.
Die Chorherren, seine Lehrer erkannten seinen Fleiß und schickten ihn zunächst auf die Lateinschule in Wessobrunn und dann aufs Gymnasium nach Augsburg.
Nach Beendigung der Schule ist er ins Kloster Rottenbuch eingetreten. Zu diesem Zeitpunkt nahm er den Namen des Kirchenvaters Ambrosius an. 1747 wurde Ambrosius Mößmer zum Priester geweiht, er hat bald wichtige Ämter im Kloster bekleidet und wurde schließlich im Januar 1775 zum Propst gewählt.
Propst Ambrosius Mößmer war ein frommer Geistlicher, er war gewissenhaft und gut zu den Chorherren und den Bewohnern der Hofmark. Zeit seines Lebens handelte er nach seinem Wahlspruch „Exemplo non Imperio – durch Beispiel (Vorbild) nicht durch Herrschaft“.
Der Wildsteig blieb er in ganz besonderer Weise verbunden und schenkte ihr eine kostbar ausgestatte Pfarrkirche. Er ließ die alte Kirche sanieren, den Turm anbauen und verlieh der Kirche ihr bis heute charakteristisches Aussehen.
Sein pröbstliches Wappen kann man im Chorbogen der Kirche bewundern. Es zeigt den Bienenkorb und die Sonnenblume, die ihr Gesicht immer nach der Sonne, dem Guten wendet, so dass der Schatten hinter sie fällt. Der Bienenkorb war für Ambrosius Mößmer Sinnbild für Fleiß. Dieser wurde sogar ins Wappen der Gemeinde Wildsteig übernommen.
23 Jahre war Ambrosius Mößmer Propst, 1798 ist er gestorben.
Sein Gedenkstein steht im Chor der Rottenbucher Kirche Mariae Geburt.
Text nach Prof. Hans Pörnbacher
Bei der Feier zur Namensgebung der Schule erinnerte Bürgermeister Josef Taffertshofer daran, dass Ambrosius Mößmers Wahlspruch „Durch Beispiel, nicht durch Befehl “ immer noch aktuell, und auch heute noch beispielgebend für Eltern, Lehrer, Erzieher und auch für den Bürgermeister selbst sei. Er sagte auch, dass mit dem Namen Ambrosius Mößmer nun „eine sichtbare Wertschätzung mit der Schule verbunden sei“.
Gabriele Rasthofer, die damalige Schulleiterin erzählte eine Geschichte, die erzählte, wie es gewesen sein könnte damals vor gut 250 Jahren:
„Es wird ein Herbsttag gewesen sein, ein Tag nach dem Einbringen der letzten Ernte, als ein Bauer aus Brachtsried am Auerberg mit seinem sechs- oder siebenjährigen Sohn Joseph reisefertig an der Tür seines bescheidenen Bauernhofes stand. Vater und Sohn trugen kleine Bündel auf dem Rücken mit den notwendigsten Kleidern und Schuhen. Die Mutter, Tränen in den Augen, machte dem Buben das Kreuzzeichen auf die Stirn, die Geschwister standentraurig und stumm dabei, niemand mochte reden. Der kleine Joseph sollte fort, vielleicht nicht für immer, aber doch für längere Zeit. Verwandte in der weiter entfernten Wildsteig waren bereit, den Buben aufzunehmen, um die Familie in Brachtsried von einem Esser zu entlasten. Wie war es der Mutter zumute, wie dem Vater, wie den Geschwistern und vor allem dem betroffenen Buben?
Fünf lange Stunden dauerte der Marsch, dann war man beim Speer in Ried, wo der kleine Joseph zunächst unterkommen sollte. Ich denke, die Allgäuer Verwandten wurden gut
aufgenommen, bekamen frische Milch und würziges Brot vorgesetzt und sie konnten sich umschauen. Der kleine Joseph wurde von den Kindern auf dem Hof und in der Nachbarschaft beschnuppert, und es dauerte nicht lange, dann spielten sie schon zusammen. Als die Eltern alles besprochen hatten, brach der Vater wieder auf. Dem kleinen Joseph schnürte sich die Kehle zu vor Abschieds-Schmerz und dem aufsteigenden Heimweh. Am nächsten Morgen zog Joseph mit den anderen Wildsteiger Kindern nach Rottenbuch ins Kloster, um den Winter und das Frühjahr über dort die Schule zu besuchen.
Voll Staunen näherte sich der kleine Allgäuer dem Kloster. Noch nie hatte er ein so großes, weites und hohes Bauwerk gesehen. Noch nie hatte er bisher regelmäßig eine Schule
besucht. Für ihn begann ein neues Leben. Am Anfang mag es hart gewesen sein. Und doch war diese große Veränderung im Leben des kleinen Buben eine ganz wunderbare Fügung. Er begann die Schule zu lieben, lernte leicht und gern. Er sah und beobachtete die Rottenbucher Chorherrn in ihrem weißen Habit und bewunderte ihr Tun.
Umgekehrt fiel der neue Schüler seinen Lehrern auf: sein Fleiß und Eifer in der Schule, seine Begabung, die ihm das Lernen leicht machte, sein Ernst, weil er so oft an seine Eltern und Geschwister denken musste. Selten nur kam er dort auf Besuch. Dann freilich war die Freude groß und die Neugier nach dem Leben in der Wildsteig und in Rottenbuch. Er war anders geworden, der kleine Joseph, feiner und gescheit.
Die Rottenbucher Chorherrn schicken den Buben nach Augsburg aufs Gymnasium. Er kam zurück und bat 1740 um Aufnahme in das Stift. 7 Jahre später wurde Herr Ambrosius, wie er seit seinem Eintritt ins Kloster hieß, zum Priester geweiht. Wie als Schüler, so ist er auch als Chorherr aufgefallen. Deshalb wurden ihm viele wichtige Ämter anvertraut, ja 1775 wählten ihn seine Mitbrüder zum Propst, zum Vorstand des Klosters und zum Herrn der Hofmark. Als Rottenbucher Propst wurde er automatisch auch Archidiakon einer großen Region, die von Peißenberg im Norden bis Oberammergau im Süden reichte. Als Wappenspruch aber wählte er drei Worte: EXEMPLO NON IMPERIO - durch Beispiel, nicht durch Befehl wolle er wirken, Vorbild will er sein, nicht Herrscher. Im Wappen sieht man den Bienenkorb, das Erkennungszeichen seines Namenspatrons Ambrosius, die Bienen als Vorbilder des Fleißes und ihre Gabe, der Honig, Zeichen für das gute Wort, das wie Nektar wirkt. Wie die Sonnenblume sich immer nach der Sonne richtet, so sollen sich die Menschen immer zum Guten und zu Gott hinwenden. Dann kann das Leben gelingen.
Die Freude in Wildsteig über den neuen Propst war groß - er war ja einer der ihren. Ambrosius aber vergaß nicht die glückliche Fügung, dass er in der Wildsteig aufwachsen durfte und zeigte dem Dorf seine Dankbarkeit auf besonders schöne Weise: er ließ die Wildsteiger Pfarrkirche ganz neu ausstatten und schenkte ihr einen eleganten, schönen Turm.
"Wenn ich von Rottenbuch herüber in die Wildsteig fahre", wird er sich gedacht haben, "dann werde ich als erstes den schönen Turm sehen und mich daran freuen."
Auf die Haube aber ließ er in goldenen Lettern schreiben, dass Propst Ambrosius 1785 das große Werk vollendet habe: AMBROSIUS 1785 PRAEPOSITUS.